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Dokumente zur deutschen Position im Zypern-Konflikt
11.02.2000 (Bundespresseamt, Originalmeldung)
Bundesaußenminister Fischer trifft mit Rauf Denktasch zusammen
Bundesaußenminister Joschka Fischer traf heute (11.02.) in Hamburg
mit dem gewählten Vertreter der türken-zyprischen Bevölkerungsgruppe
Rauf Denktasch zu einem ausführlichen Meinungsaustausch zusammen.
Im Mittelpunkt des
Gesprächs stand die Unterrichtung über die gerade in Genf abgeschlossene
zweite Runde der Zypern-Gespräche unter Ägide des Generalsekretärs
der Vereinten Nationen. Die Begegnung ist Ausdruck des Interesses der
Bundesregierung an einem Dialog mit den führenden Repräsentanten
beider Parteien des Zypern-Konflikts.
Minister Fischer und Rauf Denktasch stimmten darin überein, daß
mit den Beschlüssen des Europäischen Rates in Helsinki, der
griechisch-türkischen Annäherung und der Wiederaufnahme der
VN-Zypern-Gespräche eine neue Dynamik in das jahrzehntelang ungelöste
Zypern-Problem gekommen ist. Minister Fischer bekräftigte die Bereitschaft
der Bundesregierung in Abstimmung mit seinen Partnern die Bemühungen
des VN-Generalsekretärs um eine Lösung in der
Zypernfrage zu unterstützen.
Minister Fischer nutzte die Begegnung dazu, dem scheidenden
Zypern-Beauftragten des Auswärtigen Amtes, Botschafter a.D. Detlev
Graf zu Rantzau für seine besonderen Verdienste zu danken und als
künftigen Zypern-Beauftragten den deutschen Botschafter in Nikosia,
Dr. Peter Wittig, einzuführen.
Bundespresseamy 02.04.2001
Interview des griechisch-zypriotischen Journalisten Kyriakos Pieri
mit Staatssekretär Dr. Gunter Pleuger am 2. April 2001
Die Erweiterung wurde als eine historische Gelegenheit für die Europäische
Union beschrieben. Können wir vom Rat in Göteborg Entscheidungen
über Zeitpläne für den Beitritt für jeden Beitrittskandidaten
erwarten? Was sollte der nächste Schritt beinhalten?
Ich denke, dass wir die wichtigste Entscheidung in Helsinki getroffen
haben, wo wir die zwei Gruppen von Kandidatenstaaten, die "Luxemburg-Gruppe"
und die "Helsinki-Gruppe" zusammengeführt und das "Regatta-Prinzip"
eingeführt haben. Das bedeutet, dass jeder Beitrittskandidat selbst
entscheidet, zu welchem Zeitpunkt die Beitrittsverhandlungen beendet sein
sollen und zu welchem Zeitpunkt er den "aquis communautaire"
in seine nationale
Gesetzgebung übernimmt. Ich glaube nicht, dass es schon in Göteborg
möglich sein wird, die Beitrittstermine für einzelne Staaten
genau festzulegen.
Wie geht Deutschland mit den schwierigsten Themen bei den
Beitrittsverhandlungen um, beispielsweise der Freizügigkeit der
Arbeitnehmer?
Wir müssen 31 Kapitel mit den Kandidaten verhandeln. Mit den meisten
Staaten der "Luxemburg Gruppe" ist die Hälfte der Kapitel
bereits abgeschlossen. Bei den letzten 6 oder 7 Kapiteln, die die schwierigsten
Probleme beinhalten, wie Landwirtschaft, Finanzen, u.a., müssen die
Verhandlungen möglichst zügig fortgesetzt werden. Aber das Tempo
allein ist nicht entscheidend, es kommt auch auf die Qualität an.
Zur Frage einer Übergangsregelung bei der Freizügigkeit der
Arbeitnehmer hat der Bundeskanzler einen flexiblen Vorschlag gemacht,
der sich an Übergangsregelungen bei früheren Erweiterungen der
EU orientiert.
Wann sollten die Mitgliedstaaten der EU Entscheidungen über
Übergangsperioden treffen? Zum Abschluss der Verhandlungen müssen
Entscheidungen über die Themen getroffen werden, bei denen Kompromisse
möglich sind - und dies werden Übergangsregelungen und Sicherheitsklauseln
sein. Wie Sie wissen, haben einige der Kandidatenstaaten mehrere Hundert
Übergangsregelungen beantragt.
Diese Themen müssen am Ende verhandelt werden, weil es im Augenblick
darum geht, dass die Kandidatenstaaten den "aquis communautaire"
übernehmen müssen und erst am Schluss die gewünschten Übergangsregelungen
und Schutzklauseln auf das absolut notwendige reduziert werden können.
Wie wird die nächste Erweiterung aussehen, ich spreche hier von einer
Europäischen Union mit 27 oder sogar noch mehr Mitgliedstaaten? Welche
Auswirkungen hätte dies auf die Europäische Union selbst, auch
auf ihre politische Zukunft?
Wie wir schon in Nizza beschlossen haben, werden die Institutionen und
Prozeduren der Europäischen Union an diese größere Mitgliederzahl
angepasst.
Das heißt, dass wir mit der Erweiterung gleichzeitig die Integration
vertiefen und uns auf völlig neue Entscheidungsprozesse einstellen
müssen.
Unsere Institutionen müssen darüber hinaus mit verbesserter
demokratischer Legitimation ausgestattet und die erweiterte Gemeinschaft
auf einen neuen Verfassungsvertrag gegründet werden. Darum haben
wir in Nizza den "Post Nizza Prozess" beschlossen, der genau
dies leisten soll.
In der Europäischen Union wird heftig über die Zukunft der Union
diskutiert. Joschka Fischer sprach schon von einer politischen Union.
Werden die Erweiterung und die Vertiefung dieser politischen Union parallel
verlaufen?
Ja, da diese Erweiterung impliziert, dass wichtige innere Reformen der
EU durchgeführt werden. Die Erweiterung wirft sowohl für die
Beitrittsländer als auch die ursprünglichen Mitgliedstaaten
der EU viele Fragen auf. Die Menschen möchten wissen, warum wir dies
alles tun. Und das berührt die Frage nach der politischen Finalität
der Europäischen Union. Wie Außenminister Fischer in seiner
berühmten Rede an der Humboldt-Universität gesagt hat,
müssen wir darüber nachdenken, wie wir einer erweiterten Union
nicht nur effiziente Institutionen, sondern auch die erforderliche politische
und konstitutionelle Legitimität geben. Ein Teil des Post Nizza Prozesses
wird daraus bestehen, die erforderliche politische und demokratische Legitimität
zu schaffen, die die erweiterte Union benötigt.
Zypern liegt an der Spitze der Beitrittskandidaten, aber die politische
Teilung Zyperns besteht nach wie vor. Sollte die EU sich darauf einstellen,
Zypern auch ohne eine politische Lösung als Mitglied zu akzeptieren
und Zypern Zeit für die Lösung seiner Probleme innerhalb der
Europäischen Union geben?
Die EU unterstützt den VN-Prozess, um das Zypern-Problem zu lösen.
Selbstverständlich ist Zypern als Mitglied der Europäischen
Union willkommen. Die Verhandlungen mit Zypern laufen, wie Sie gesagt
haben, sehr gut, Zypern ist mit an der Spitze der Beitrittskandidatenstaaten.
Wir hoffen, dass das Zypern-Problem im Rahmen der VN gelöst sein
wird, wenn Zypern die Beitrittsverhandlungen mit der EU abgeschlossen
hat und der
Ratifikationsprozess beginnt.
Dienstag 31. Juli 2001, 18:43 Uhr
"Handelsblatt"/Ankara warnt Brüssel wegen Zypern Düsseldorf
(vwd)
Die Türkei will einen schnellen Beitritt Zyperns zur Europäischen
Union (EU) nicht widerspruchslos hinnehmen. Das sagte der türkische
EU-Botschafter Nihat Akyol dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe).
"Zypern darf nicht EU-Mitglied werden, solange keine politische Lösung
für die geteilte Insel gefunden ist", zitiert die Wirtschaftszeitung
Akyol. Andernfalls seien allen politischen Vereinbarungen zwischen dem
türkischen und dem griechischen Teil
der Insel hinfällig. "Damit würde die politische Stabilität
in ganz
Südosteuropa in Gefahr geraten", warnte der türkische Botschafter
weiter. Er vertraue jedoch in die politische Weisheit der EU, eine solche
Situation zu vermeiden, fügte er dem "Handelsblatt" zufolge
hinzu. Aus Brüssel hieß es zu den türkischen Aussagen:
"Die Türkei sitzt nicht mit am Verhandlungstisch."
vwd/12/31.7.2001/ptr
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