Jahrgang 2 Nr. 0 vom 5.07.2001
 

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Zypern - eine geteilte Insel

Zypern liegt etwa 40 Meilen vor der türkischen Mittelmeerküste. Die Insel hat eine Landfläche von 9.250 Quadratkilometern. Davon liegt ca. ein Drittel im Bereich der türkischen Zyprioten. Das CIA-Factbook 2000 schätzt die Bevölkerung auf 758.363 Personen. Die Teilungsgebiete weisen eine beinahe homogene Bevölkerung auf: die Griechen leben zu 99,5 Prozent in der Republik Zypern, die Türken zu 98,7 Prozent in der Türkischen Republik Nord-Zypern. Der Anteil der Türken an der Gesamtbevölkerung beträgt ca. 18 Prozent.

Bis 1571 befand sich Zypern unter venezianischer Herrschaft. Bis 1878, als durch Vertrag Groß Britanien die Kontrolle Zyperns übernahm, befand sich die Insel unter osmanischer Herrschaft. Aufgrund des osmanischen Millet-Systems waren unter türkischer Oberherrschaft die religiösen Gemeinschaften, soweit sie die Oberhoheit des Sultans anerkannten und ihre Abgaben entrichteten, weitgehend frei, ihre alltäglichen Angelegenheiten selbst zu verwalten. Zum Zeitpunkt der Übernahme der Insel durch die Briten stellte der griechische Bevölkerungsteil nicht nur die Mehrheit sondern war auch wirtschaftlich dominant.

Nach Eintritt des Osmanischen Reiches auf Seiten von Deutschland-Österreich in den Ersten Weltkrieg wurde Zypern 1914 von Groß Britannien annektiert. Groß Britannien verwandelte Zypern in eine Kron-Kolonie, die 1960 auf der Grundlage eines Vertrages zwischen Groß Britannien, der Türkei, Griechenland und Zyperns in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Der Vertrag und die damit verbundene Gründungsverfassung zielten nicht allein auf die Schaffung eines neuen, unabhängigen Staates sondern gleichzeitig auch darauf, die komplizierten Gleichgewichte zwischen den Bevölkerungsgruppen auf der Insel und zwischen der Türkei und Griechenland auszugleichen. Dementsprechend sah die zyprische Verfassung Quotierungen bei politischen Ämtern, getrennte Wahlgänge zu diesen Ämtern, Quotierungen bei der Beschäftigung im öffentlichen Dienst sowie bei den Sicherheitsorganen sowie ein Vetorecht des türkischen Vize-Präsidenten vor. Im Gründungsvertrag wurde festgelegt, daß die Insel unteilbar sei und daß ein Anschluß der Republik Zypern an einen anderen Staat ausgeschlossen sei. Bei Konflikten um die Insel, sollten gemeinsame Beratungen zwischen Griechenland, der Türkei und Groß Britannien unter Hinzuziehung eines neutralen Vermittlers zur Beilegung einberufen werden.

Schwere Konflikte traten bereits 1963 ein. 1964 wurden erstmals UN-Friedenstruppen auf Zypern stationiert. Während zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit Zyperns noch eine Vielzahl türkisch-griechischer Gemeinwesen auf Zypern bestanden, nahm deren Zahl bis 1974 kontinuiertlich ab. Am 15. Juli 1974 erfolgte ein Militärputsch gegen Präsident Makarios, der durch das Obristen-Regime in Griechenland unterstützt wurde. Dem Putsch folgten schwere Kämpfe in Folge derer ca. 2000 Zyprioten ihr Leben verloren. Am 20. Juli intervenierte die Türkei mit Berufung auf das Gründungsabkommen.

Dossier Zypern

 

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